Blogeintrag auf unserer Wahlkampfwebseite von Sibylle Probst vom 13.01.2015
Die Anschläge vom 7. Januar 2015 auf Paris lassen mich auch eine Woche danach nicht los.
Es verstört, weil Menschen aufgrund ihrer Zeichnungen, aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit oder aber völlig grundlos erschossen wurden, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Es passiert täglich, überall auf der Welt und doch schockiert „Charlie Hebdo“ auf besondere Weise.
Wir sind es uns gewohnt Dinge zu äussern, ohne gross zu überlegen. Dass dabei oftmals auch Unsinniges geäussert wird, ist eine logische Folgerung. Aber uns droht keine Strafe – und das ist das Wesentliche – weil wir in Ländern leben, in denen wir unsere Meinung frei äussern dürfen.
Momentan wird diskutiert, inwieweit Satire gehen darf. Bundesrätin Doris Leuthard tweetete unmittelbar nach dem Anschlag, dass Satire kein Freipass sei. Daraufhin gab es einen regelrechten Aufschrei. Aber was ist Satire und was darf Satire alles?
Kurt Imhof, Professor für Soziologie und Publizistik an der Universität Zürich sagte in einem Interview mit dem SRF folgendes: „Man muss eine Diskussion darüber führen, was dienlich ist. Die Karikaturen von «Charlie Hebdo» und auch jene, welche das Magazin 2005 von «Jyllands-Posten» nachdruckte, sowie jene, welche «Charlie Hebdo» 2011 und 2012 selber machte, waren ganz einfach nicht lustig. Ich finde, von Satire und Karikaturen sollte man einen Verfremdungseffekt erwarten dürfen, der auch mit Humor arbeitet. Das darf auch schwarzer Humor sein. Aber wieso man die symbolischen Figuren von Religionsführern nackt oder mit Gegenständen im Anus zeigen sollte, halte ich weder für witzig noch für zielführend. Das ist eine Beleidigung von vielen gläubigen Menschen. Das gilt für alle Religionen.“
Ich stimme ihm hierbei zu. Satire darf sich auch über heikle Themen lustig machen dürfen. Aber wenn unter dem Deckmantel der Satire Menschen bewusst verletzt werden, kann ich Satire nicht mehr lustig finden. Es macht hierbei keinen Unterschied, ob Mohammed, Merkel, Bush, Hitler, Ghandi oder meine Nachbarin aufs Korn genommen werden. Meiner Meinung nach gibt es irgendwo eine Grenze. Eine moralische Grenze. Und ich frage mich, ob man diese Grenze überschreiten muss, nur weil man's kann. Satire darf alles, aber muss sie auch? Das bezweifle ich.
Wahrscheinlich werde ich mir mit dieser Haltung wenig Freunde machen, aber ich nehme mir die Freiheit, meine Meinung trotzdem zu äussern. Denn genau darum geht es bei der Meinungs- und Pressefreiheit. Erst recht nach diesen Anschlägen.
Sibylle Probst, Landratskandidatin, Aesch, Wahlkreis Reinach