Der ökologische Fussabdruck pro Kopf übersteigt in den reichen Ländern des Nordens das nachhaltige Mass um ein Mehrfaches, wäh-
rend dieser Wert in den ärmeren Länder des Südens oft weit unterhalb dieser Schwelle liegt. So hat die Schweiz als eines der reichsten Länder einen Ökologischen Fussabdruck von fast drei Erden. Würden alle so leben, wie wir in der Schweiz, bräuchten wir 2.8 Erden um genügend Ressourcen zu haben um langfristig zu überleben. Diese Ungleichheit zeigt sich nicht nur im Vergleich reicher und armer Länder, sondern auch auf einer Individuellen Ebene. Die reichsten 10% der Weltbevölkerung verursachen mehr als die Hälfte aller Treibhausgasemissionen. Der Ökologische Fussabdruck von einer Person aus dem reichsten Prozent kann bis zu 175 Mal so gross sein, wie der einer Person aus den ärmsten 10% der Weltbevölkerung.
Da ein Prozent der Weltbevölkerung gleichzeitig für einen Grossteil der Emissionen verantwortlich ist und rund 40% des globalen Vermögens besitzt, bleiben für den Rest der Bevölkerung nur minimale Möglichkeiten etwas gegen die Klimakrise auszurichten. Die 99% sind auf den Goodwill der Reichen angewiesen, diese haben aber kein Interesse an systematischen Veränderungen, da sie auf die Ausbeutung von Mensch und Umwelt angewiesen sind um ihre Vermögen zu vergrössern. Der Kapitalismus und mit ihm das Reichste Prozent baut auf der Illusion auf, ewiges exponentielles Wachstum und Konsum seien möglich.
Alles richtet sich nach den Interessen der Besitzenden. Ziel ist das Anhäufen von Reichtum bei einer winzigen Minderheit, die damit ökonomische, politische und gesellschaftliche Macht gewinnt. Rendite wollen gesteigert und Gewinne maximiert werden. Um die Produktionskosten möglichst niedrig zu halten, werden Löhne gedrückt, Arbeitsbedingungen verschlechtert und Standorte in den Globalen Süden ausgelagert, wo Arbeitsstandards einfacher missachtet werden können. Damit Produkte zu noch niedrigeren Kosten hergestellt werden können, müssen dürfen keine Ressourcen knapp werden und wenn sich eine Quelle erschöpft hat, wird eine nächste angezapft.
Die Rechnung des Kapitalismus geht aber nur auf, wenn man auch von unendlichen Ressourcen ausgeht. Auf unserem Planeten mit begrenzten Ressourcen ist dies aber definitiv nicht der Fall. Schon jetzt hat der Kapitalismus den Planeten, sein Ökosystem und sein Klima an die Grenzen des Regenerierbaren gebracht.
Die benötigten Rohstoffe für die Produktion müssen so billig wie möglich gewonnen werden. Die Natur wird als unbegrenzte, freie Ressource angesehen, die sich abschöpfen lässt. Regenwälder werden abgeholzt, Metalle geschürft und tausende Quadratkilometer Boden durch Pestizide und Monokulturen unfruchtbar gemacht, um kurzfristig die Erträge zu steigern. Die Kosten dieser Schäden werden in der Rechnung der Produktionskette im Kapitalismus vollends ausgeblendet. Ein zerstörtes Ökosystem, eine verwüstetes Kohleabbaugebiet oder ein aufgetauter Permafrostboden verlangen keinen Schadensersatz und erscheinen nicht als Kläger*innen vor Gericht. Was einigen wenigen unermesslichen Reichtum in die Tasche spült, ist langfristig eine Katastrophe für uns alle. Wir brauchen ein Wirtschaftssystem, dass seinen Erfolg nicht an den Dividenden von Aktionär*innen misst, sondern dass Nachhaltigkeit und die gerechte Verteilung von Ressourcen für alle Lebewesen als höchstes Ziel sieht. Anstatt dass am einen Ende der Welt Überschüsse produziert werden, während Tonnen an Nahrung im Müll landen und am anderen Ende Menschen verhungern, brauchen wir einen ökosozialistischen Wandel!
https://www.oxfam.de/system/files/oxfam-extreme-carbon-inequality-20151202-engl.pdf
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/nachhaltige-entwicklung/weitere-indikatoren-achhaltige-entwicklung/oekologischer-fussabdruck.html
15.05.2020