Replik von Joël Bühler zum Kommentar von Boris Gygax in der BaZ vom 27. Mai (online nicht verfügbar) über Frauen am Liestaler Banntag.
BaZ-Redaktor Boris Gygax fühlt sich angegriffen. Angegriffen von den JungsozialistInnen. Wir Jusos erlauben es uns, 600 Jahre alte Traditionen und Rollenbilder in Frage zu stellen. Wie ernst sein Kommentar gemeint ist, ist nicht ganz klar. Trotzdem entspricht sein Inhalt erstaunlich gut den Reaktionen auf unsere Kritik am Banntag.
Am Liestaler Banntag sollen auch in Zukunft keine Frauen teilnehmen dürfen, findet Gygax. Weil diese sonst mit ihrem Tupperware voller Randensalat und Tofu die Männer vom Wurstessen abhalten würden. Liebe Männer: Bitte etwas mehr Selbstvertrauen. Wenn euch die Wurst wichtig ist, so esst sie auch in Zukunft voller Überzeugung. Wenn ihr euren Freiraum als Männer braucht, dann sagt das euren Frauen offen und direkt; sie lassen garantiert mit sich reden. Auch auf den Wein in rauen Mengen solltet ihr nicht verzichten müssen. Es ist absolut normal, dass ihr mal allein mit euren Freunden einen (zu viel) trinken wollt. Welcher Mann möchte das nicht? Aber versteckt euch nicht hinter jahrhundertealten Regeln, sondern emanzipiert euch von euren Frauen! Das sollte für das starke Geschlecht (Gygax: "Der Banntag ist ein Anlass für Männer, die ihre Frauen schützen") kein Problem sein, oder? Wenn die guten Papis unter euch sich durch den Muttertag benachteiligt fühlen: Fordert einen Vatertag. Ihr habt ja so Recht! Aber aus Angst vor einem Verlust an Männlichkeit Kulturprotektionismus zu betreiben und Frauen auszugrenzen ist keine würdige Lösung.
Ich habe wenig Verständnis für diejenigen unter euch, welche sich von einer Öffnung des Banntags bedroht fühlen. Sind etwa eure Nachbarn in Lausen keine richtigen Männer mehr? Haben sie alle ihre Freiheiten aufgegeben, seit der Banntag ein Familienfest ist? Ihr braucht doch keinen Banntag ohne Frauen, um Mann zu bleiben...
Und einmal angenommen, der utopische Fall träfe ein und der Banntag würde ein Familienfest. Was gibt es Besseres? Zeit mit eurer Familie verbringen werdet ihr so oder so, warum nicht gleich noch mit euren Freunden und deren Familien gemeinsam? Wollt ihr das nächste Mal alleine in den Ausgang, habt ihr nämlich bereits ein Argument mehr. Beginnt eure Stärken einzusetzen und für eure Unabhängigkeit zu kämpfen. Dazu müsst ihr aber weniger traditionsgläubig, dafür selbständiger werden.
Meine lieben Freunde, zeigen wir es den Frauen: Ihr könnt mit uns rechnen. Auch wenn es um Gleichberechtigung geht! Unterstützen wir die Frauen dort, wo sie noch heute aussen vor bleiben. Gleichzeitig fordern aber auch wir selbstbewusst unsere Rechte, denn hier gibt es ebenfalls Nachholbedarf. Die Emanzipation der Frauen ruft nur dann Verlierer hervor, wenn wir uns gleichzeitig zurückziehen und klein beigeben. Ich möchte, dass Frauen und Männer vom Sterben der traditionellen Rollenbilder profitieren. Dazu müssen wir aber über unseren Schatten springen und endlich beginnen, uns als Teil dieses Prozesses zu sehen. Alles andere ist Schneckenhaustaktik und unserer Stärke schlicht nicht würdig. In diesem Sinne:
Glauben wir an uns, kämpfen wir Seite an Seite mit den Frauen für gleiche Rechte!
von Joël Bühler (18), Vorstand JUSO BL und Vorstand SP Liestal, Gymnasiast