Für Fortschritt ohne Grenzen

06.09.2014

Standpunkt von Damian Wyss (18), Vorstand JUSO BL, Lausen


Von Lausen nach Basel fahre ich am liebsten in der S3. So kann ich auf dieser herrlichen Zugstrecke – notabene im angenehmen Regionalzugtempo – meine Heimat geniessen. Ähnlich geht es wohl den meisten Zugfahrenden auf dieser Strecke, denn es ist für jeden und jede etwas dabei: Fussballfans bestaunen schon in Frenkendorf erste rot-blaue Kunstwerke an Hausfassaden; Naturliebende fühlen sich unmittelbar nach Lausen bereits äusserst wohl und die eher urbaneren Stadtmenschen erfreuen sich ab Pratteln an der erhöhten Betonkonzentration in der Landschaft. Nur etwas findet man auch bei akribisch genauem Hinsehen nirgendwo: eine Grenze.


Diese unsichtbare Grenze entstand vor beinahe 200 Jahren, als sich das Baselbiet gegen die Unterdrückung der Stadt wehrte. Seither hat sich das Land aber mehr als emanzipiert. Die alte Feindschaft mit Basel-Stadt wurde überwunden. Heute pflegen Stadt und Land eine innige Beziehung gestützt durch wichtige Zusammenarbeit. Der Raum Basel funktioniert de facto als Einheit – de jure liegt er aber in zwei Halbkantone aufgesplittert da. Mit 110 komplexen Verträgen versucht man gegenwärtig dieser Realität gerecht zu werden. Diese Grundlage ist jedoch keinesfalls nachhaltig und so scheinheilig wie ein Ehevertrag.


Am 28. September haben wir die Möglichkeit, eine neue Grundlage zu schaffen. Bei einem Ja zum Gegenvorschlag wird ein Gremium eine Verfassung für einen Kanton Basel herausarbeiten. Erst dann werden wir entscheiden, ob aus den beiden Halbkantonen ein Ganzer wird. Diese Prüfung durch den Verfassungsrat hilft uns also bei der Orientierung, ohne uns zu verpflichten.


Viele Leute pendeln täglich zwischen Stadt und Land aus unzähligen Gründen: Einige gehen einkaufen, zur Arbeit oder an die Universität, andere möchten ins Theater oder im Wald spazieren. Deshalb gilt es, unsere Region als einen vernetzten Raum zu betrachten. Für Fortschritt und Wachstum braucht es Verbesserungen in der Stadt und auf dem Land. So nützt es uns wenig, wenn der öffentliche Verkehr in der Stadt ausgebaut wird, während die Gleise im Oberbaselbiet einrosten – und vice versa!


Stattdessen müssen wir an einem Strang ziehen – zusammen Reformen grossflächig planen und weitsichtig umsetzen. Nur so kommt unsere Region weiter. Aber von diesem Fortschritt trennt uns die Grenze, tief verwurzelt im ängstlichen Denken. So fürchten viele, kleine Gemeinden würden durch eine Fusion geschwächt und später vernachlässigt. Andere haben Angst, das Baselbiet könnte an Selbstständigkeit verlieren und würde gegenüber der Stadt benachteiligt werden. Dabei verhält es sich genau umgekehrt: Bei der Prüfung hat das Baselbiet und damit jede einzelne Gemeinde, jeder Einwohner und jede Einwohnerin die Möglichkeit, selbst und frei zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Nützen wir diese Chance hingegen nicht, schwindet unser Einfluss auf die kommenden Entwicklungen. Die Angst muss dem Willen zu Veränderungen für die Zukunft weichen. Es ist an der Zeit, den ersten Schritt zu machen, zu prüfen. Dafür brauchen wir Mut, Zuversicht und Vertrauen. Stehen wir gemeinsam ein für diese Werte – bauen wir auf ihnen unsere Zukunft auf: ein Basel!